Politik

Kulturbotschaft 2021–24: ein starkes «Ja, aber»

Die führenden Organisationen im Bereich der Baukultur begrüssen die vorliegenden Entwürfe zur Kulturbotschaft 2021–24 und zur Strategie Baukultur des Bundes grundsätzlich. Eine Gesamtsicht auf die raumwirksamen Tätigkeiten des Bundes ist dringend und richtig. Mit den bereitgestellten Finanzmitteln können die hohen Erwartungen jedoch nicht erfüllt werden.

Der Bund nimmt auf vielfältige Art und Weise Einfluss auf die raumwirksame Gestaltung der Schweiz. Mit der laufenden Kulturbotschaft (2016–2020) hat er deutlich aufgezeigt, dass ein grosser Handlungsbedarf besteht, diese Aktivitäten auf ihre Qualität hin zu prüfen und Massnahmen zur Förderung der Baukultur zu ergreifen. Der vorliegende Entwurf der nächsten Kulturbotschaft (2021–24) will das dringend nötige Engagement des Bundes zur Koordination und Qualitätssicherung seiner raumwirksamen Aktivitäten in die Zukunft weiterführen – allerdings ohne die hierfür nötigen Finanzmittel bereitzustellen.

In Anbetracht der hohen Relevanz von Kulturbotschaft und Strategie Baukultur für eine qualitätsvolle räumliche und bauliche Entwicklung der Schweiz schliessen sich die unterzeichnenden Organisationen zu einem starken Bündnis zusammen und erklären:
Ja zu einem ganzheitlichen Verständnis von Baukultur, das ebenso das baukulturelle Erbe wie das zeitgenössische baukulturelle Schaffen der Gegenwart und Zukunft in seiner Ganzheit umfasst. Die Kulturbotschaft (2021–24) sowie die Strategie Baukultur des Bundes werden grundsätzlich begrüsst.
Aber zu einem realistischen Finanzplan im Bereich Baukultur. Die vorgesehenen finanziellen Mittel decken sich nicht mit den Zielsetzungen des Aktionsplans Strategie Baukultur. Ebenso stehen die netto rückläufigen Finanzbeiträge zum Erhalt des baukulturellen und archäologischen Erbes im Widerspruch zum propagierten ganzheitlichen Verständnis von Baukultur.

 

Die unterzeichnenden Organisationen halten fest:

  • Sie stehen hinter einer Etablierung einer interdepartementalen Strategie Baukultur, die sämtliche raumwirksamen Tätigkeiten des Bundes umfasst, diese an den Anforderungen an eine hohe Baukultur misst und greifbare Massnahmen zur Förderung und Vermittlung der Baukultur an die Hand nimmt. Die eingeläutete Aufbruchstimmung über die Departemente hinweg ist sehr begrüssenswert.
  • Zu bemängeln ist, dass das umfassende Verständnis von Baukultur, das sowohl der Kulturbotschaft 2021-24 als auch der Strategie Baukultur zugrunde liegt, in beiden Dokumenten keine konsequente Anwendung findet. In der Kulturbotschaft ist das selbst formulierte, umfassende Verständnis von Baukultur sowohl bei den Preisen als auch bei Pro Helvetia anzuwenden. Bei der Strategie Baukultur handelt es sich gemäss Auftrag des Parlaments um eine (Teil-)Strategie «Zeitgenössische Baukultur». Um einem umfassenden Verständnis von Baukultur sowie den gesetzlichen Grundlagen des Natur- und Heimatschutzgesetzes Rechnung zu tragen, ist eine zeitnahe Erarbeitung einer Teilstrategie «Baukulturelles Erbe/Erhalt» von grosser Bedeutung.
  • Mit der kürzlich erfolgten Ratifizierung der Konvention des Europarates zum Wert des kulturellen Erbes, der «Konvention von Faro», ist der Bund auf nationaler Ebene neue Verpflichtungen eingegangen. Mit der erfolgreichen Lancierung der «Deklaration von Davos» im letzten Jahr, die eine hohe Baukultur für Europa fordert, nimmt die Schweiz eine internationale Pionier- und Führungsrolle ein. Die Erklärung ist ein Meilenstein für die Anerkennung der kulturellen Relevanz von Baukultur. Auch dies verlangt auf nationaler Ebene einen Finanzrahmen und konkrete Massnahmen, die sich an den Ambitionen messen lassen müssen.

 

Folgende Organisationen tragen die Grundposition:

Schweizer Heimatschutz SHS, Archijeunes, BSA/FAS, EspaceSuisse, BSLA/FSAP, KSD/CSCM, Materialarchiv, S AM,  SIA, VSI/ASAI. Eine detaillierte Vernehmlassungsantwort wird im September 2019 vorliegen.

 

Weitere Informationen:

Stefan Kunz, Geschäftsführer Schweizer Heimatschutz, 079 631 34 67, stefan.kunz(at)heimatschutz.ch

Dr. Claudia Schwalfenberg, Verantwortliche Themenfeld Baukultur SIA, 079 395 23 88, claudia.schwalfenberg(at)sia.ch