Baukultur ist Verhandlungssache: Was wird abgerissen und muss oder kann Neuem weichen? Wer entscheidet über Qualität und Schutzwürdigkeit? Der Diskurs über die Baukultur wird von Fachpersonen dominiert – die Sicht der Bevölkerung, ihre Mitwirkung und ihr Engagement werden jedoch immer wichtiger. Denn um eine «hohe Baukultur» zu erreichen, wie es die «Erklärung von Davos» der europäischen Kulturminister aus dem Jahr 2018 fordert, braucht es eine Beteiligung der Zivilgesellschaft und eine informierte und mündige Öffentlichkeit. Auf lustvolle Weise regt die Ausstellung im Heimatschutzzentrum dazu an, sich mit unserer gebauten Umwelt und verschiedenen Haltungen dazu auseinanderzusetzen.
Ein «Sprechblasenwald» zeigt Meinungen, Debatten und Konflikte rund um das Bauen und vier Kurzfilme geben Einblick in das Engagement von Menschen und Organisationen – sei es mit politischen Aktionen oder ganz konkret mit handwerklichem Einsatz bei einer Restauration.
Schönheit spielt bei der Auseinandersetzung mit Baukultur eine wichtige Rolle: Was wir heute als «schön» und «schützenswert» beurteilen, wäre vor einigen Jahren vielleicht noch ohne Zögern abgerissen worden. In der Ausstellung erfahren die Besucher:innen wie sich Vorstellungen vom «schönen Bauen» im Lauf der Zeit gewandelt haben. Zudem sind sie eingeladen, Stellung zu umstrittenen Bauten zu beziehen. Denn schliesslich sind vom Bauen alle betroffen.
Und wenn nun ein Gebäude abgerissen wird? Was passiert mit dem Ort, an dem es stand und den es prägte? Vorher-Nachher-Ansichten machen die Veränderung fassbar und der «Abrisshaufen» vermittelt eine Idee davon, wie im Zuge der aktuellen Abrisswelle Ressourcen und graue Energie verbraucht werden. Die Debatte zum Klimawandel macht deutlich, dass im Bausektor, der grosse Mengen an Emissionen verursacht, ein Wandel hin zum Erhalt des Bestandes auch aus ökologischer Sicht angezeigt ist.
Ein vielfältiges Rahmenprogramm bietet für Gross und Klein verschiedene Anknüpfungspunkte für die Auseinandersetzung mit Baukultur:
Do, 3.11.2022, 18 Uhr: Bausünde Seefeld? Veränderungen in einem Zürcher Quartier. Gespräch mit Gaby Demme, Quartierverein Riesbach und Marc Bourgeois, Kantonsrat FDP
Do, 1.12. 2022, (Zeitangabe folgt): Jurierung live: Zukünfte für die Triemli Personaltürme, mit der Arbeitsgruppe ZAS*
Do, 26.01.2022, 18 Uhr: Wer macht hohe Baukultur? Diskussion mit Friederike Kluge, Mitglied Countdown 2030 und Beat Odinga, Investor und Projektentwickler
Do, 23.03.2022, 18 Uhr: Was bleibt? Umbauen und weiterbauen. Führung im Kreis 5 mit Gerry Schwyter, Architekt.
Do, 20.04.2023, 16.30 Uhr: Crashkurs Architekturkritik mit dem Architekturhistoriker Christoph Schläppi
Mittwoch- und Sonntagsatelier für Kinder und Familien mit einer Quartiersafari, einem Trickfilmkurs «Häuser stürzen» und vielen weiteren Angeboten. Termine und Infos unter: heimatschutzzentrum.ch/kinder.
Öffentliche Führungen durch Villa und Ausstellung: Jeweils am Donnerstag, 12.30-13.00 Uhr und am letzten Sonntag des Monats, 14-15 Uhr.
Die Ausstellung «Bijou oder Bausünde? Über unseren Umgang mit Baukultur» ist vom 30. September 2022 bis Anfang 2024 zu sehen. Öffnungszeiten: Mi, Fr, Sa 14-17 Uhr / Do und So 12-17 Uhr.
Judith Schubiger, Leiterin Heimatschutzzentrum
info@heimatschutzzentrum.ch / 044 254 57 91/92
Konzept, Texte, Vermittlung: Judith Schubiger, Raffaella Popp, Patrik Blaser, Heimatschutzzentrum und Bettina Riedrich, zwischendrin
Ausstellungsarchitektur und -grafik: gasser, derungs Innenarchitekturen
Grafik, Werbemittel: Stillhart Konzept
Heimatschutzzentrum und Villa Patumbah
Das Heimatschutzzentrum wird vom Schweizer Heimatschutz betrieben. Dieser mietet die Villa Patumbah seit 2013 von der Stiftung Patumbah. Im Erd- und Gartengeschoss zeigt das Heimatschutzzentrum Ausstellungen und bietet Führungen, Theatertouren und Workshops rund um das Thema Baukultur an. Damit schärft es bei Gross und Klein den Blick für die gebaute Umwelt in all ihren Facetten: Baukultur, Lebensräume, Kulturlandschaft, Siedlungsentwicklung.
www.heimatschutzzentrum.ch
Medienmitteilung Ausstellung Bijou oder Bausünde
Flyer mit Rahmenprogramm Bijou oder Bausünde
Bild 1: Sprechblase Triemli-Hochhaus © Foto Karin Bürki
Bild 2: Engagiert für Baukultur © Noah Santer