Hans Rosbaud (1895–1962): Dank seinem Legat konnte der Schweizer Heimatschutz die Fondazione Valle Bavona über die letzten Jahre tatkräftig unterstützen.
1962 starb Hans Rosbaud. Er stammte aus einer Musikerfamilie und wirkte nach zahlreichen Stationen, so zum Beispiel bei den Münchner Philharmonikern, auch in Zürich als Dirigent des Tonhalle-Orchesters. Rosbaud war der erste bedeutende Radiodirigent und arbeitete eng mit Arnold Schönberg zusammen. Nach dem Tod seiner Frau Edeltraud Rosbaud-Schaefer wurde dem Schweizer Heimatschutz der bedeutende Nachlass anvertraut, um damit ein neues Naturschutzgebiet zu errichten oder ein bereits vorhandenes Naturschutzgebiet zu erweitern.
In Cavergno öffnet sich das Maggiatal zum Valle Bavona. Im Grotto la Froda in Foroglio werden würzige Ziegenwurst (Cicitt) sowie Polenta mit Linsen serviert. Der nahe Wasserfall beeindruckt beim Mittagessen mit seiner Fallhöhe von über 100 Metern. Zahlreiche Steinbrocken lassen jedoch auch erahnen, dass die Natur die Menschen in dieser einzigartigen Kulturlandschaft während Jahrhunderten immer wieder bedrohte. Felsstürze, Murgänge, Überschwemmungen forderten ihre Opfer.
Anfang März 1995 unterzeichnete der Schweizer Heimatschutz mit der Fondazione Valle Bavona eine Vereinbarung, welche der Stiftung bedeutende Mittel zur Pflege der eindrücklichen, von unzähligen Menschen über Jahrhunderte erschaffene Kulturlandschaft zusicherte.
Seither sind aus dem Legat von Hans und Edeltraud Rosbaud 2,366 Millionen Franken an die Fondazione geflossen. Die Liste der Objekte, die mit der Hilfe des Schweizer Heimatschutzes geschützt und erhalten werden konnten, ist lang und eindrücklich: Renovationen von Häusern, Erhalt von Terrassen, Trockenmauern und historischen Wegnetzen.
Die Fondazione Valle Bavona verpflichtete sich in ihren Statuten, das beeindruckende Tal in ihrer ethnologischen, geografischen, botanischen und landschaftlichen Ausprägung zu erhalten. Diese Aufgabe haben die Verantwortlichen in den letzten Jahren sorgfältig wahrgenommen.
Nach über zehn Jahren der Zusammenarbeit wurde 2006 eine Studie in Auftrag gegeben, um die Aktivitäten und die zukünftige Ausrichtung der Stiftung zu analysieren. Darauf basierend werden die vom Schweizer Heimatschutz finanzierten Tätigkeiten auf die Neupositionierung als Kompetenzzentrum für alpine Kulturlandschaften konzentriert. Konkret soll der Wert dieser grossartigen Kulturlandschaft einer breiten Öffentlichkeit bewusster gemacht werden, während bisherige Projekte, zum Beispiel der Unterhalt der Kastanienhaine, durch neue Partner finanziert werden. Der bisherige Vertrag zwischen dem Schweizer Heimatschutz und der Fondazione Valle Bavona wird deshalb zurzeit neu geregelt.
Das Ehepaar Rosbaud hatte eine tiefe Beziehung zum Tessin. Die Natur lag ihnen am Herzen. Gemäss dem letzten Wunsch von Hans und Edeltraud Rosbaud wurde durch den Schweizer Heimatschutz im Valle Bavona ein Gedenkstein mit ihrem Namen errichtet und darunter ihre Asche beigesetzt.